Bettina Korte
Weltenwenden 2 - Leseprobe
Im Januar über die Bering See, und noch weiter, ich muss bescheuert sein. Oder verzweifelt. Wahrscheinlich bin ich beides. Ich bin schließlich entführt worden, auf einen anderen Kontinent geschleppt worden und will jetzt nur noch heim. Wenn alle neuen Gesetze auf einmal gegen die Bürger verabschiedet werden, dann mus man halt illegale Wege gehen. Die sind dann legal, ich hab einen Pass, ich darf hier ausreisen und in meine Heimat einreisen. Auch wenn er mir gestohlen wurde. Wenn ich als Opfer einer Straftat noch zusätzlich bestraft werde, dann werde ich halt im Winter durch ein eh schon unfreundliches Gewässer fahren müssen. Zumindest sorgt die Kombination aus globaler Erwärmung und der unerträglichen Gier nach Fisch und Geld dafür, dass bis auf wenige Routen nix mehr von Eisbrechern freigemacht werden muss, zumindest die Crew, die sich auskennt, kommt immer leichter durch. Hat man mir zumindest erzählt. Ich glaub das mal. Denn zurück kann ich wohl nicht mehr.
In Washington (Bundesland, nicht District of Columbia) wird also ein Fischerboot auf mich warten, das mich in einem stinkenden Laderaum bis nach Russland bringen soll.
Ja, es liegt im Hafen. Dann gehe ich mal an Bord und harre der Dinge, die da kommen. Ich mach einfach weiter mit meinem Reisejournal.
Nachtrag:
In Washington geht das Schmierpapier aus
Eine Aufzeichnung einer Sendung eines amerikanischen Nachrichtensenders hat mich endlich mal wieder zum herzlichen Lachen gebracht. In Washington gehen die kleinen Zettelchen aus, keiner traut sich mehr, Internes als Datensatz zu verpacken, deshalb wandert wieder das Schmierpapier über die Gänge. Wenn das aber schon knapp wird, dann überlege ich mir, wieviel da eigentlich verschwiegen wird. Da bleibt mir das Lachen doch gleich im Hals stecken.
Doch wenn ich mir ausmale, wie sie gerade wieder ein Rohrpostsystem errichten, dann bessert sich die Laune wieder. Das Fräulein vom Amt und das Poppklong der Rohrpostbömbchen. Nicht nur ideologisch ist das Land back to the 50s.
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Noch nie in meinem Leben hab ich mich dermaßen oft übergeben müssen.
Ist auch kein Wunder, die Fahrt bis Anacortes hatte nur wenige Stunden gedauert, doch das Fischerboot lag schon ablegebereit im Hafen.
Also konnte ich gerade mal den Wagen abstellen und schon befand ich mich in dem Raum, der für die nächste Zeit mein Refugium sein wird.
ebook
~ 163 Seiten (Paperback)
ISBN 978-3-943248-26-5 (mobi)
ISBN 978-3-943248-05-0 (epub)